Inklusion wird unsere Gesellschaft drastisch verändern

Manfred Thrun während seinem Vortrag
Manfred Thrun bei seinem Vortrag

Die Umsetzung der 2006 von der UN verabschiedeten Behindertenrechtskonvention (BRK) wird auch die deutsche Gesellschaft drastisch verändern. Davon ist Manfred Thrun (SPD), Vorsitzender des Sozialausschusses im Friedberger Kreistag, überzeugt. Das Bundeskabinett hatte den Nationalen Aktionsplan (NAP) zur Umsetzung der Konvention schon im Juni 2011 beschlossen. Nach dem Land Hessen sind aber auch jetzt die Kreise und Kommunen gefordert. Auch der Wetteraukreis will sich mit dem Thema jetzt erneut befassen.
„Inklusion – also oder Teilhabe für Alle, ob behindert oder nicht“, so Thrun, der auch Vorstandsmitglied der Vilbeler SPD-Senioren ist, in einem Referat in der Vilbeler Gaststätte Am Sportfeld, „klingt selbstverständlich und wird von vielen begrüßt“. Ob alle in Politik und Gesellschaft allerdings die Bedeutung der Umsetzung der Konvention in ihrer ganzen Tragweite überschauen, bezweifelt der Sozialexperte.
Viele verwechselten Integration mit Inklusion, meint Thrun. Integration bedeute Anpassung des Einzelnen an das vorhandene System, Inklusion aber Anpassung des Systems, also aller Teile der Gesellschaft, ob Schule, Behörde oder Unternehmen an die Fähigkeiten und Bedürfnisse des Einzelnen. Thrun hob dabei den Fraport-Konzern hervor: „Das Management hat es geschafft, dass sich alle Ebenen und Abteilungen des Unternehmens individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse aller ihrer Mitarbeiter einstellen“.
Die Grundlagen der Inklusion sind unter anderem Barrierefreiheit in allen Lebensbereichen und ein Recht auf Selbstbestimmung. Oder laut Thrun: „Dort leben, arbeiten, feiern und tanzen, wo alle anderen es auch tun“. Alle politischen Gremien, Institutionen und Unternehmen seien angesprochen. Denn die Klientel, die auf ihre Rechte pochen wird, ist groß: Weltweit leben zehn Prozent aller Menschen, also rund 650 Millionen, mit einer Behinderung, allein in Deutschland sind es mehr als 13 Millionen.