„Die Stadtwerke sind zu einhundert Prozent Bad Vilbel“, sagt deren Geschäftsführer Klaus Minkel, „denn die Stadt ist alleiniger Gesellschafter.“ Acht Mitglieder der Vilbeler SPD-Fraktion und des SPD-Vorstandes informierten sich kürzlich im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „Hinter die Kulissen schauen“ bei der Stadtwerke Bad Vilbel GmbH über deren Aktivitäten. „Ziel ist es dabei immer, Informationen für die Arbeit in den Ortsbeiräten und im Stadtparlament zu sammeln“, sagt der SPD-Vorsitzende Udo Landgrebe.
Seit über einhundert Jahren bestehen die Stadtwerke, zunächst als Wasserversorger, dann mit Stadtgas. Dieses wurde in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts von Erdgas abgelöst. In den 1930er Jahren habe man das Stromortskabel an die OVAG verkauft, Ende 1999 dann das Ortsnetz für 20 Millionen D-Mark von der OVAG zurückgekauft. Der Strombereich habe die Stadtwerke schon immer stark gemacht, so die Geschäftsleitung.
Bis zum Jahre 1994 wurden die Stadtwerke als Eigenbetrieb geführt, dann wurde dieser in eine GmbH umgewandelt und der Eigenbetrieb als Immobilienbetrieb fortgeführt. Das Gründungskapital für den Eigenbetrieb sei das Grundstück für das gelbe Haus in der Theodor-Heuss-Straße gewesen, etwa 70 000 qm groß, das dann auch mit dem ersten Bürogebäude bebaut und vermietet wurde. Es folgte 2004 das zweite Bürogebäude der Stadtwerke Eigenbetriebe in der Friedberger Straße. Auch die Europäische Schule mit angeschlossener Sporthalle wurde von den Stadtwerken Immobilienbetriebe gebaut, berichtet Minkel.
Den Bau und Planung der Büchereibrücke habe man für die Stadt übernommen, das Brückencafé hingegen auf eigene Rechnung gebaut und vermietet. Die SPD-Vertreter forderten bei dieser Gelegenheit die Vorlage der Schlussrechnung und Darlegung der Unterhaltungskosten für die Brücke, Stadtbibliothek und das Café ein.
Im Stadtteil Massenheim habe man eine Gewerbeimmobilie mit gerade im Bau befindlichen Erweiterungsbau auf eigene Rechnung errichtet und an einen IT-Dienstleister vermietet. Die Stadtwerke Eigenbetriebe übernehmen auch die Planung und Ausführung des Baus städtischer Gebäude wie der Zwillingssporthalle Bad Vilbel, der Kita in Massenheim oder ab sofort werde der Ausbau der ehemaligen Büroräume des Jobcenter im Stadtwerke eigenen Bürogebäude II zu drei Betreuungsgruppen mit insgesamt 36 Betreuungsplätzen betrieben.
Auch der Neubau eines Feuerwehrgerätehauses im Ortsteil Heilsberg werde von den Eigenbetrieben der Stadtwerke geplant. Im Moment baut man im Auftrag des SSV Heilsberg deren Sporthalle. In den Jahren von 1996 bis 2004 habe man in Dortelweil-West über 900 Wohneinheiten vermarket. Die Einwohnerzahl nahm in Dortelweil um etwa 5000 Menschen zu, weiß Minkel. Zudem werden die Stadtwerke Bad Vilbel im Rahmen eines PPP-Projekts maßgeblich an dem zukünftigen Sport- und Wellnessbad Bad Vilbel beteiligt.
Während die GmbH das Sporthallenbad und vermutlich auch das neue Freibad auf eigene Rechnung bauen und betreiben wird, werden die Eigenbetriebe der Stadtwerke an dem großen Wellnesstempel mit eigenem Engagement in Höhe von 42 Prozent der Investitionen und damit bei möglichen Gewinnen oder Verlusten in gleicher Höhe mit dabei sein. 58 Prozent investiert der Unternehmer Josef Wund. Mit der Fertigstellung wird Ende 2016 gerechnet.
Im Moment gibt es im Bürogebäude II erhebliche Leerstände in den oberen Geschossen, die bei den Stadtwerken angemietet werden können. Langfristig erhofft sich die Geschäftsleitung, dass man seitens der beiden Stadtwerke – Betriebe höhere Ausschüttungen an die Stadt Bad Vilbel tätigen kann, als bislang.
Schon seit einigen Jahren gibt es eine Kooperation zwischen den Stadtwerke Viernheim GmbH und den Stadtwerke Bad Vilbel GmbH. Mit Dr. Ralph Franke haben beide Betriebe auch einen gemeinsamen hauptamtlichen Geschäftsführer. „Die Synergien zwischen den beiden Betrieben sind wegen des liberalisierten Strom- und Gasmarktes und der daraus folgenden Börse ausgezeichnet. Zudem entwickle man gemeinsam einige Onshore- Windenergie-Projekte“, so Rainer Fich, selbst einige Jahre Mitglied im Aufsichtsrat der Stadtwerke GmbH.
So sind im Odenwald die ersten fünf gemeinsamen Windkraftanlagen seit einem Jahr in Betrieb. Bei einer Gesamtinvestition von 20 Millionen Euro sollen diese 25 Millionen Kilowattstunden Energie jährlich erzeugen. Das reicht für etwa 7000 Haushalte. Eine Baugenehmigung für weitere Anlagen in der Pfalz liegt vor und es gibt Optionen für weitere Anlagen, so Fich weiter.
Darüber hinaus seien die Stadtwerke Bad Vilbel GmbH an dem Arcadis – Windprojekt in der Ostsee nördlich vor Rügen mit etwa 7 % beteiligt. Hier gebe es eine Baugenehmigung. Hier handele es sich um 58 Offshore-Windenergieanlagen bei einer Flächenausdehnung von etwa 30 Quadratkilometern. Der Baubeginn und ich welcher Form sich die Stadtwerke Bad Vilbel GmbH bei der Umsetzung einbringen, sei noch nicht entschieden.
Bei einem weiteren Offshore-Projekt in der Ostsee, dem Vineta-Projekt, sei man mit 10 % beteiligt, konnten die SPD-Vertreter erfahren. Hier gebe es jedoch noch keine Baugenehmigungen.