10 Jahre Schuldnerberatung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Bad Vilbel

Seit über 10 Jahren hilft die AWO Bad Vilbel mit ihrer Schuldnerberatung Privatpersonen in finanzieller Schieflage. Im letzten Jahr hatten sich 84 Personen an die AWO gewandt. Je früher Hilfe organisiert wird um so wirksamer kann großer Schaden abgewendet werden. In einer Pressemitteilung lässt die AWO die 10 Jahre das große Engagement ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer Revue passieren.

Ende des Jahres 2004 führte der damalige 2. Vorsitzende der AWO Bad Vilbel, Michael Ehmann, das erste Beratungsgespräch im Namen der Schuldnerberatung der AWO Bad Vilbel. Das Gespräch wurde auf Wunsch der ratsuchenden Klientin in deren Privaträumen geführt. Das kleine Team bestand in den ersten Monaten lediglich aus Rainer Fich, damals und heute Vorsitzender der AWO Bad Vilbel und Ehmann. Im Jahre 2005 wurden die Gespräche im AWO-Treff geführt. Das Beratungsteam hatte sich schnell auf etwa acht Berater vergrößert. Schnell erkannte man, dass es von Vorteil sein könnte, die Gespräche immer zu zweit zu führen. Nach etwa zwei Jahren wurden die Verantwortlichkeiten neu geordnet. Immer zwei Personen leiteten die Beratungsstelle. So waren in den folgenden drei Jahren mit Stefanie Wintershoff, Horst Schäfer, Silvia Kühl, Bettina Reimer, Kerstin Fiedler und Daniela Huppert verschiedene Personen in der Leitungsfunktion tätig. Alle genannten Personen waren jung, aber auch berufstätig, so dass die teils nervenaufreibende Beratungstätigkeit neben Beruf und Familie die ehrenamtlich tätigen Personen oft an den Rand der Belastbarkeit brachte.

Im Jahre 2006 mietete man ein Büro in der Friedberger Straße in Bad Vilbel an. Hier sollte die Diskrektion für die Gespräche erreicht werden, die man im AWO-Treff oft vermisste. Dies gelang auch. Das Büro wurde voll ausgerüstet und die Klienten nicht nur beraten, sondern es wurden Gläubiger angeschrieben und Zahlungspläne erstellt. Mit den Gläubigern wurde verhandelt. Drei Berater hatten inzwischen ein Zertifikationslehrgang als Schuldnerberater besucht. Die Kosten übernahm die AWO Bad Vilbel. „Eine öffentliche Bezuschussung der Arbeit gab es in den 10 Jahren nie“, bedauert Rainer Fich. Eine größere Spende kam im Jahre 2006 vom Lions Club Bad Vilbel Wasserburg, die ein Teil des Erlöses aus ihrem Weinfest der AWO zum Zwecke der Schuldnerberatung zur Verfügung stellten. Schon im Jahre 2006 plante man im Rahmen einer präventiven Arbeit in die Schulen zu gehen. Man begann dies im bescheidenem Rahmen. Hintergrund war die Erkenntnis, dass die Klienten oft sehr spät den Weg zur Beratung fanden. Im Jahre 2009 verließ man wieder das Büro in der Friedberger Straße. Die Finanzierung stand nicht mehr und zahlreiche ehrenamtlich tätige Berater mussten die Schuldnerberatung aus beruflichen Gründen verlassen.

Im Jahre 2009 wurde das Konzept der Beratungsstelle neu aufgestellt und es fanden sich hier vorwiegend Rentner, alle mit einem fundierten kaufmännischen Wissen und langjähriger Berufserfahrung, die ehrenamtlich als Berater mitarbeiten.
Zur Zeit besteht das Team aus 10 Köpfen, die jede Woche mit zwei Beratern die wöchentliche offene Sprechstunde im Haus der Begegnung abhalten. Monatlich suchen fünf bis sieben Leute hier persönlich Rat.“ Das Büro im Haus der Begegnung ist für uns ein Glücksfall, da dieses Vereine für gemeinnützige Zwecke kostenfrei nutzen dürfen“, sagt der AWO-Vorsitzende Rainer Fich. Im Jahr 2014 erreichten die AWO-Schuldnerberatung 84 Hilferufe per Telefon und es gibt auch vermehrt Anfragen per Mail. Außerdem findet seit März 2014 an jedem ersten Montag im Monat eine Sprechstunde im Rathaus in Karben statt. Die Räume werden der AWO kostenfrei überlassen. Das Angebot in Karben wurde bislang 13 Mal in Anspruch genommen.

„ Wir sind sehr froh, wenn wir möglichst viele Hilfesuchende rechtzeitig erreichen können“, sagt Ursula Bergmann, die das Beraterteam organisatorisch leitet. Eine Kooperation mit der John-F.-Kennedy-Schule in Sachen präventiver Aufklärungsarbeit sei leider wieder eingeschlafen, bedauert Bergmann. Rechtzeitige Hilfe heißt: bevor der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht. „Leider verschließen viele Schuldner die Augen vor der Realität und kommen erst, wenn die „Hütte brennt“, bedauert Jacques Indemans, der ebenfalls im Führungsteam mitarbeitet. Gerne würde man noch mehr Menschen präventiv im Rahmen einer Haushaltsberatung unterstützen, dabei die Vorteile eines Haushaltsbuches erläutern. „Die Überraschung ist oft groß, wenn man gemeinsam feststellt, dass die monatlichen Ausgaben die Einnahmen überschreiten“, weiß Ursula Bergmann.

Die AWO bietet Hilfe zur Selbsthilfe, man berät, bietet aber auch Hilfe beim Schriftverkehr an oder begleitet in ausgewählten Fällen schon einmal zu Banken und Behörden. Doch sei es wichtig, die Verantwortung beim Schuldner zu lassen.
Viele Überschuldungen resultieren aus persönlichen Schicksalsschlägen. „In diesen Fällen ist der Kopf nicht frei für den lästigen Schriftkram und dann kommt das böse Erwachen“, so Bergmann weiter.
Oftmals sei die einzige Möglichkeit, die den Hilfesuchenden noch bleibe, der Weg in die Privatinsolvenz. Hier kann die AWO Schuldnerberatung nur Aufklärungsarbeit leisten und Ängste nehmen. Denn aufgrund ihres ehrenamtlichen Status dürfen die Berater eine Privatinsolvenz nicht begleiten. „Hierfür müssen sie sich an eine professionelle Schuldnerberatung oder einen Rechtsanwalt für Insolvenzrecht wenden, „aber wir können dafür sorgen, dass unsere Klienten diesen Schritt gut informiert gehen“, versichert Indemans.