Intensive Diskussion über Hintergründe antisemitischer Agitation in den sozialen Netzwerken

„Gesellschaft, Politik und Sicherheitsbehörden müssen Antisemitismus unter Muslimen in den Blick nehmen, ohne darüber jenen der Rechten zu vernachlässigen.“ Das war das Fazit eines Vortrags von Dr. Ann-Christin Wegener, die für das Landesamt für Verfassungsschutz Hessen eine Studie über den Anti-Semitismus in den sozialen Medien erstellt hat. Auf einer gut besuchten Veranstaltung der Bad Vilbeler SPD mit dem Titel „Antisemitismus – eine größer werdende Gefahr?“ stellte Dr. Wegener ihre aktuelle Studie zu dem Thema vor. Es ist die erste bundesweit, die sich explizit mit Anti-Semitismus in den sozialen Medien beschäftigt. Dafür wurden 7000 thematisch einschlägige Nutzerkommentare bei YouTube und Facebook untersucht, die sich auf Medienberichte zu den Themenbereichen Juden/Judentum, Israel/Nahostkonflikt und Antisemitismus bezogen. 600 der Kommentare wurden als antisemitisch eingestuft, dabei halten sich antisemitische Kommentare aus dem rechtspopulistischen oder -extremistischen Spektrum und solche mit muslimischen Hintergrund die Waage.

Mirjam Fuhrmann, stellvertretende SPD-Vorsitzende in Bad Vilbel, dankte Frau Dr. Wegener für ihren beindruckenden Vortrag mit einer anschließenden intensiven Diskussion, die den vorgesehenen Zeitrahmen weit überschritt. Sie begrüßte es, dass das Landesamt für Verfassungsschutz Hessen sich in diesem Bereich engagiere und meinte: „Wenn wir dem Extremismus begegnen wollen, müssen wir ihn auch verstehen. Was wir da teilweise in den sozialen Medien an Kommentaren lesen können ist widerlich, dem muss unsere Gesellschaft entgegentreten.  Diese Form der Präventionsarbeit des Verfassungsschutz , die wir heute erlebt haben, ist dazu ein wichtiger Beitrag.“

Hintergrund
Frau Dr. Wegener, Politik- und Theaterwissenschaftlerin, leitet die neu geschaffene „Phänomenbereichsübergreifende wissenschaftliche Analysestelle Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit“  beim Landesamt für Verfassungsschutz.

Deren Veröffentlichungen stehen auf der Internetseite des LfV Hessen www.lfv.hessen.de  oder  https://lfv.hessen.de/prävention/paaf/die-analysestelle zum Download bereit.