Keine Defizite in der Wohnungspolitik?

Jusos fordern, dass Bad Vilbeler Bürger*innen im aktuellen Luxuswahn der Stadt ein Bleiberecht zugesprochen wird

In einer aktuellen Meldung des Direkten Draht des Magistrats der Stadt Bad Vilbel, nimmt dieser Stellung zu Überschriften in Pressemitteilungen, laut denen die Stadt gegen günstigen Wohnraum ist. Dem Magistrat zufolge sei dies „blühender Unsinn“, auch deshalb, da die Stadt seit Jahrzehnten eine sehr große Bautätigkeit aufweise.

Eine hohe Wohnbautätigkeit ist selbstverständlich notwendig und richtig, um der hohen Nachfrage nach Wohnraum gerecht zu werden und den Preisanstieg zu bremsen. Dass es in Ballungsräumen allerdings ausreicht nur auf Bautätigkeit zu setzen, ist falsch. Grundsätzlich muss auch darauf gesetzt werden einen großen öffentlichen Wohnungssektor zu schaffen, um eine Verdrängung von Bürger*innen aus der Stadt und auch aus begehrten Vierteln zu verhindern. Wir müssen weg von der Darstellung der Wohnungen als reines Kapital, hin zur Anerkennung von Wohnen als elementares soziales Gut.

Aussagen, dass es in der Vilbeler Wohnungspolitik keine Fehler gebe sind respektlos gegenüber denjenigen, die aufgrund der explodierten Mieten die Stadt verlassen mussten oder sich regelrecht arm wohnen. Zu viele Bürger*innen wurden so aus ihren Wohnungen aus der Stadt vertrieben, weil man im CDU-Rathaus ausschließlich auf Luxus fokussiert war. „Wer die Augen zumacht, und die
Wohnungsknappheit und die steigenden Quadratmeterpreise nur den Kräften des Marktes überlässt, trägt große Schuld bei der Gentrifizierung der größten Stadt im Wetteraukreis.“, so Axel Nieslony von den Jusos Bad Vilbel. Die Jusos fordern das Stadtparlament auf, hier aktiv einzugreifen. „Immer neue Baugebiete auszuweisen, in denen die immer gleichen Luxusvillen gebaut werden, löst nicht ein einziges Problem. Was wir brauchen, ist vor allem sozial geförderter Wohnraum, damit die Gesellschaft in Bad Vilbel nicht nur aus Kaviar und Schampus besteht.“

Den „Kaskadeneffekt“ als Befreiungsschlag für die prekäre finanzielle Situation der Vilbeler Mittel- und Unterschicht darzustellen, ist realitätsfremd. Wenn aus dem Magistrat somit verkündet wird, dass Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, es sich finanziell leisten könnten, in eine freigewordene Wohnung einer Oberschichtsfamilie einzuziehen, ist das Realitätsverweigerung.

Eine Entwicklung zu einer Oberschichtsstadt, mit nur noch einer geringen sozialen Durchmischung gefährde den sozialen Zusammenhalt. „Wenn sich die verschiedenen Gruppen nicht mehr begegnen, dann entstehen potenziell Spannungen. Eine Gesellschaft, in der lediglich geringer Kontakt zwischen Armen und Reichen vorhanden ist. In der es kaum noch gegenseitiges Verständnis zwischen den sozialen Schichten gibt. Und in der dringender denn je die Frage beantwortet werden muss, wie die gesellschaftlichen Spannungen gelöst werden sollen.“

Der Bad Vilbeler Jusos-Sprecher Janis Ahäuser, kritisiert: „Es wird sich wieder mal der Realität verweigert und Fakten werden verschönert.“

„Für uns ist klar, dass nur der soziale Weg richtig ist, um gesellschaftliche Spannungen zu verhindern und abzubauen. Wir fordern, dass aufgehört wird, nahezu sämtliche städtische Grundstücke auf einen Schlag so zu verkaufen, dass auf diesen kein sozialer Wohnungsbau mehr möglich ist, bzw. der Anreiz fehlt auf diesen zu setzen. Es darf nicht sein, dass ganze Wohngebiete gebaut werden, in denen es keine einzige Sozial- oder Genossenschaftswohnung und kaum soziale Durchmischung gibt.“
Ja, es gibt in dieser Stadt gewaltige Defizite in der Wohnungspolitik. Deshalb braucht es sofortige Maßnahmen, die über paar Sozialwohnungen hinausgehen. Es muss zur obersten politischen Priorität werden.
Genossin Sarah Ahmad fasst zusammen: „Wir fordern ein Bleiberecht für die Bad Vilbeler Bürger*innen!“