„Und was ist Ihr Europaerlebnis?“

Bettina Müller, Thorsten Schäfer-Gümbel, Lisa Gnadl, Carsten Krätschmer, Stephanie Becker-Bösch Bild: Gnadl

Europafrühstück der Wetterauer SPD in Altenstadt

Schwungvoll startete die Wetterauer SPD in die heiße Phase des Europawahlkampfes. Über 100 Gäste aus der Bevölkerung, der kommunalen Politik und aus Vereinen waren der Einladung ins Gemeinschaftshaus der Altenstädter Waldsiedlung gefolgt. Die Vorsitzende der Wetterauer SPD, Lisa Gnadl, freute sich, unter den Gästen auch die Bundestagsabgeordnete Bettina Müller, die Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch, den Glauburger Bürgermeister Carsten Krätschmer, den Vorsitzenden der Europa Union Dr. Johannes Fertig sowie Mitglieder des Gemeindevorstands und der Gemeindevertretung in Altenstadt begrüßen zu können. In ihrer Begrüßungsrede betonte Gnadl die große Bedeutung der Europawahl am 26. Mai. „Europa ist wichtiger denn je. Wir können uns mit unserer Wahl für ein demokratisches und soziales Europa einsetzen und dafür sorgen, dass der Nationalismus und der Druck von rechts nicht stärker werden.“

Kulinarisch versorgt wurden die Gäste des Europafrühstücks mit einem hessisch-internationalen Buffet, zu dem auch der alevitische Kulturverein aus Düdelsheim Spezialitäten beisteuerte.  Für Unterhaltung sorgte der Jugendzug des Fanfaren- und Spielmannszugs Altenstadt unter der Leitung von Rebecca Horn, der das Europafrühstück musikalisch eröffnete. Die Linedancer des TSC Rot-Gold Büdingen begeisterten mit ihren Tanzeinlagen.

Als stellvertretender Vorsitzender des Verschwisterungsvereins Altenstadt-Kazimierza-Wielka gab Carsten Krätschmer in einem Interview mit Lisa Gnadl Einblicke in den Kontakt und gemeinsame persönliche Erlebnisse mit der polnischen Partnerstadt, die 40 Kilometer von Krakau entfernt liegt. „Wir in Deutschland leben auf einem kleinen Fleck, aber Europa ist groß und so viel mehr als das, was wir abends in der Tagesschau sehen. Es ist gelebtes Europa, den europäischen Gedanken bis in den Alltag hinein zu leben – daher werbe ich so sehr für Städtepartnerschaften“, erläuterte Krätschmer. „Was wir gerade in Europa erleben, ist die Gewohnheit. Europa und all seine Vorteile sind aber nicht selbstverständlich. Für Europa muss man leben, für Europa muss man sich engagieren und für Europa muss man wählen gehen“, so Krätschmer. Lisa Gnadl würdigte die vielfältige Arbeit der Wetterauer Verschwisterungsvereine und dankte dem Verein stellvertretend für alle Engagierten, die sich für den europäischen Gedanken einsetzen. Städtepartnerschaften seien gelebte kommunale Außenpolitik, so Gnadl.

Thorsten Schäfer-Gümbel mit Lisa Gnadl Bild: Gnadl

Auch der hessische SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzende, Thorsten Schäfer-Gümbel, den die Wetterauer SPD nach Altenstadt eingeladen hatte, begann seine Rede mit einer persönlichen Anekdote. „Was ist Ihr Europaerlebnis?“ wurde er erst kürzlich gefragt. Sein Europaerlebnis habe er als 19-Jähriger im Jahre 1990 an der Berliner Mauer gehabt, als er mit Freunden bunte Mauerstücke herausschlagen wollte, so Schäfer-Gümbel. Davon wurden sie jedoch von jungen NVA-Soldaten aufgehalten, mit denen sie schließlich zwei Stunden am ehemaligen Todesstreifen der Mauer diskutierten. „Zu wissen, dass diese Mauer gefallen ist, ist mein persönliches Europaerlebnis. Grenzen können fallen und daraus wird Frieden und Fortschritt, wenn man handelt. Nicht weniger steht am 26. Mai auf dem Spiel“, so der hessische SPD-Vorsitzende.

Die Fragen nach fairen Löhnen, klaren Wirtschaftsregeln und fairem Wettbewerb ließen sich nicht mehr national lösen. Angesichts der Fragen und Schwierigkeiten, die man auf der ganzen Welt vorfinde, seien die Herausforderungen der neuen Zeit nur gemeinsam zu meistern. Man müsse in Europa entschieden gegen Lohndumping, Jugendarbeitslosigkeit und für soziale Sicherheit eintreten.

 

Beim Klimawandel sei es keine Frage, ob es den kompletten Kohleausstieg geben würde, sondern vielmehr was das für die Menschen bedeute. Leute dürften fragen, was aus ihnen werde, wenn es Veränderungen gibt. Nichtsdestotrotz muss die Energiewende vorangebracht werden, Mobilität neu gedacht und Infrastruktur nachhaltig und ökologisch gestaltet werden. Das bedeutet zum Beispiel auch einen europaweiten Atomausstieg und ein entschiedenes Eintreten gegen die Vermüllung der Ozeane.

Lisa Gnadl, Thorsten Schäfer-Gümbel und Bettina Müller mit Wetterauer Jusos Bild: Gnadl

Dieses Jahr bestünde zum ersten Mal die Gefahr, dass Populisten im Europäischen Parlament eine Blockademehrheit bekommen. „Wir streiten in der Politik überall über den richtigen Weg, weil wir das Beste wollen und alle wissen, dass am Ende ein gemeinsamer Weg gefunden werden muss. Wie man aber schon im Bundes- und Landestag sehen kann, haben Populisten keinerlei Interesse daran,einen gemeinsamen Kompromiss zu finden, geschweige denn, dass es mit Europa vorangeht. Die Herausforderung der SPD ist es, das zu verhindern“, so Schäfer-Gümbel leidenschaftlich.

„Es reicht eben nicht, in Facebook-Logik alles von der Seite zu betrachten. Gefällt mir, Gefällt mir nicht. Demokratie ist, wie einst unser Ministerpräsident Georg August Zinn sagte, nicht nur eine Staatsform, sondern auch eine Lebensform. Europa wird nicht gut, wenn jeder der Facebook-Logik folgt. Europa wird dann gut, wenn sich jeder dafür einsetzt“, rief Schäfer-Gümbel mit einem Appell alle Anwesenden dazu auf, alles dafür zu tun, dass sich Personen des eigenen Umfelds mit der EU auseinandersetzen und zur Wahl gehen.