Gewalt gegen Frauen geht uns alle an

Bild: Angelika Aschenbach

Die Frauenorganisation „Zonta-Club Bad Soden Kronberg“ hat am Freitagabend einen mit 7000 Euro dotierten Preis an das Frauenhaus in Hofheim verliehen.

Bei der feierlichen Preisverleihung in Hofheim hat die Vorsitzende der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Nancy Faeser, in ihrer Begrüßungsrede auf das erschreckende Ausmaß und die Gegenwärtigkeit von Gewalt gegen Frauen in unserer Gesellschaft hingewiesen: „In Deutschland hat jede vierte Frau mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren. Einer aktuellen Auskunft des Hessischen Innenministeriums, die wir auf Anfrage in dieser Woche erhalten haben, wurden im Jahr 2018 in Hessen 6402 Frauen als Opfer von häuslicher Gewalt erfasst. Drei von ihnen wurden dabei von ihrem Ehemann, aktuellen Partner oder Ex-Partner getötet. Gewalt gegen Frauen ist eine der am weitesten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen. Sie kann überall auftreten: in jedem Land, auf der Straße oder Zuhause. Und sie kann jede Frau treffen – unabhängig von Alter, sozialem oder kulturellem Hintergrund. Deshalb ist Gewalt gegen Frauen ein Thema, das uns alle angeht.“

In ihrer Rede lobte Faeser das große Engagement des „Zonta Clubs Bad Soden Kronberg“ für die Frauen im Main-Taunus-Kreis und stellte auch die große Bedeutung der Arbeit des Vereins „Frauen helfen Frauen Hofheim“ heraus. Der Verein führt das einzige Frauenhaus mit derzeit 24 Plätzen und die einzige Beratungsstelle für Opfer von häuslicher Gewalt im Main-Taunus-Kreis führt. 300 Frauen nehmen jedes Jahr das Angebot des Vereins in Anspruch und jedes Jahr werden zwischen 50 und 60 Frauen im Frauenhaus aufgenommen.

Faeser sagte: „Es sind Menschen wie Sie, liebes Team von Frauen helfen Frauen, die den von Gewalt betroffenen Frauen und ihren Kindern Obdach und Hilfe zur Verfügung stellen und dies Tag und Nacht. Und es sind Sie, liebe Frauen des Zonta Clubs, die ehrenamtlich zum Wohle der Frauen unterwegs sind. Dafür gebührt Ihnen unser aller Respekt und Dank für Ihre Arbeit.“

Die Fraktionsvorsitzende wies auch auf die Probleme der Frauenhäuser in ganz Hessen hin. Viele Anfragen von schutzsuchenden Frauen müssten von Frauenhäusern abgewiesen und an andere Häuser vermittelt werden. Dieser Platzmangel betreffe leider sämtliche Frauenhäuser in Hessen. Laut Sozialministerium seien es im Jahr 2018 knapp 2800 Frauen gewesen, die nicht aufgenommen werden konnten. Frauenorganisationen und der Paritätische Wohlfahrtsverband hätten mit Recht aufgrund des dramatischen Platzmangels Alarm geschlagen. „Wir haben in Hessen 313 Familienzimmer in Frauenhäusern, doch wir benötigen mindestens doppelt so viele. Das allein verlangt schon die Istanbul-Konvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, die Deutschland 2017 unterzeichnet hat, die alle Länder zur Umsetzung verpflichtet und somit auch für Hessen gilt“, sagte Faeser. Doch die Aufstockung der Zimmer in Frauenhäusern werde allein nicht reichen, um die Konvention umzusetzen und Gewalt gegen Frauen zu beenden.

Mit Recht fordere deshalb der Paritätische Wohlfahrtsverband ein Gesamtkonzept von der schwarzgrünen Landesregierung. Völlig enttäuschend für alle Frauenorganisationen, den Wohlfahrtsverband und die SPD-Fraktion sei es daher, dass die Landesregierung im kommenden Jahr lediglich plane, einzelne Frauenhäuser mit Geld bei Ausbau und Renovierung zu unterstützen. Trotz des dringenden Ersuchens der Organisationen und Verbände um kurzfristige Hilfe, befänden sich im Landeshaushalt keine erkennbaren Bemühungen, die Ausgaben bleiben gleich dem Vorjahr. „Ich versichere Ihnen, wir als SPD-Landtagsfraktion stehen an ihrer Seite und fordern gemeinsam mit den Frauenhäusern und Sozialverbänden die Aufstockung der Familienzimmer in Hessen auf mindestens 625, sowie die finanzielle Unterstützung bei der Bereitstellung von Übergangswohnungen für schutzbedürftige Frauen und ihren Kindern“, sagte Faeser mit Nachdruck und fügte abschließend hinzu: „Für Frauen und Kinder in Not ist es eine Katastrophe, von einem Frauenhaus abgewiesen zu werden und für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine große psychische Belastung. Solange solche Katastrophen über 2000 Mal im Jahr in Hessen vorkommen, werden wir von der SPD-Fraktion keine Ruhe geben, das verspreche ich Ihnen.“

Hintergrund:

Der Zonta Club Bad Soden Kronberg gehört zu Zonta International, der weltweiten Organisation von berufstätigen Frauen in verantwortungsvollen Positionen, die sich für die Verbesserung der Stellung der Frau einsetzt. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums von Zonta International vergibt die Organisation weltweit Preise an regionale Frauenförderprojekte. Der Zonta-Club Bad Soden-Kronberg hat den „Zonta International Service-Preis“ an das Frauenhaus in Hofheim verliehen. Die 7000 Euro für das Frauenhaus in Hofheim, das durch den Verein „Frauen helfen Frauen“ geführt wird, sollen in die Ausstattung des Frauenhauses fließen sowie in die Finanzierung einer Bereitschaftskraft, die ermöglicht, dass Frauen in Not auch in der Nacht oder am Wochenende mit ihren Kindern aufzunehmen.